Nozizeption und Schmerz

Nozizeption und Schmerz

Das nozizeptive System ist ein Teil unseres Nervensystems. Nozizeptive Rezeptoren nehmen Reize wahr, die für unseren Körper möglicherweise oder tatsächlich schädigend sein können. Sie sind beinahe überall im Körper vorhanden.
Diese Reize sind entweder chemisch (z.B. eine Entzündung), mechanisch (z.B. eine Prellung) oder thermisch (z.B. starke Hitze). Sie werden dann in elektrische Signale umgewandelt und durch die Nervenbahnen zum Rückenmark geleitet. Von dort gelangen sie weiter zum Stammhirn und dann zum Grosshirn.

Die nozizeptiven Signale werden im Rückenmark und im Gehirn verarbeitet. Dabei können folgende Reaktionen ausgelöst werden:

Weg-Bewegung

Wir bewegen unseren Körper oder ein Teil davon aus der Gefahrenzone. Beispielsweise ziehen wir den Fuss reflexartig zurück, wenn wir auf einen spitzen Gegenstand treten oder wir flüchten aus einer Gefahrensituation.

Wundheilung

Im Falle einer Verletzung entsteht eine Entzündungsreaktion, welche umgehend die Wundheilung einleitet.

Wie hängen nun Nozizeption und Schmerzen zusammen?

Wenn nozizeptive Reize eine bestimmte Schwelle überschreiten, nehmen wir tatsächlich sehr oft Schmerzen wahr. Jedoch führt Nozizeption nicht automatisch zu Schmerzen. Wir spüren beispielsweise eine Verletzung während einer Notsituation nicht, sondern nehmen die Schmerzen erst danach wahr. Zudem gibt es auch Schmerzen ohne Nozizeption, zum Beispiel Kopfschmerzen bei der Migräne.

Ob und unter welchen Bedingungen wir Schmerzen empfinden, ist also nicht an ein einziges biologisches System gekoppelt. Es gibt auch keine Schmerzrezeptoren und kein Schmerzzentrum im

Gehirn. Es scheint, als ob unser Organismus einschätzen kann, wann er uns Schmerzen spüren lässt und wann nicht.

Die Mechanismen hinter der Empfindung von Schmerzen konnten bisher noch nicht genügend erklärt werden. Die Physiotherapeutin und Schmerzspezialistin Irene Wicki sieht dabei Ähnlichkeiten bei der Wahrnehmung von Schmerzen und der Wahrnehmung von Emotionen. Sie gelangen vor allem dann in unser Bewusstsein, wenn sie gegenüber anderen Empfindungen herausragen und relevant sind.

Inspiriert von: Wicki Irene (2015): Falscher Fokus – Schmerz und Nozizeption

zurück